Nachdem der Verein Deutsche Sprache (VDS) den DFB für den Slogan „Best never rest“ zum „Sprachpanscher des Jahres“ gekürt hat, habe ich mir die Webseite genauer angeschaut – und manches entdeckt, was arg an den Sound der Rechtspopulisten erinnert. Da wird die „Staatsideologie Gender Mainstreaming“ genauso kritisiert wie – Achtung – der „Mangel an Sprachloyalität“.
Und selbst Verschwörungstheorien scheinen unter den selbsternannten Verteidigern der Muttersprache konsensfähig. „Starke Kräfte in der internationalen Konzernwirtschaft und in der Wissenschaft“, heißt es da beispielsweise, „wollen die deutsche Sprache in unserem Sprachraum durch Englisch ersetzen“.
Unterm Strich bleibt der Eindruck: In der „sprachpuristischen Vereinigung“ sind Menschen am Werk, die nicht nur die Sprache frei von fremden Einflüssen halten wollen. Und sie ummanteln ihren reaktionären Habitus, indem sie sich als Sprachstilisten und Hüter kultureller Errungenschaften gerieren.
Warum es auf die Zielgruppe ankommt
Klar, man kann mit Fug und Recht kritisieren, wenn Autoren ihre Texte bis hin zur Unverständlichkeit „gendern“ oder Berater in ihr unsägliches „Denglisch“ verfallen. Aber Sprache entwickelt sich eben weiter, und dazu gehören im Zeitalter von Globalisierung und Digitalisierung automatisch immer mehr englische Begriffe – von der Email bis zum Boarding.
Anglizismen offenbaren deshalb keinesfalls einen „Mangel an Sprachloyalität“ und im Übrigen auch keinen schlechten Stil – vorausgesetzt, Autoren setzen sie wohldosiert ein und hinterfragen, ob die Adressaten den jeweiligen Begriff tatsächlich verstehen. Das wiederum hängt von der Zielgruppe ab: Die Leser der Apotheken-Umschau etwa dürften sich mit vielen Anglizismen schwerer tun als die der Bravo.
Aber Achtung, liebe Sprachpuristen vom VDS: Selbst das könnte sich irgendwann ändern. Denn vielleicht lernen unsere Kinder in Zukunft alle chinesisch – und Anglizismen werden zur Domäne von uns Älteren.