[vc_row][vc_column][vc_column_text]„Modern Monetary Theory“ – das klingt innovativ und irgendwie schwungvoll, ganz anders als der angestaubte „monetarism“. Schon aus semantischen Gründen stehen bekennende Monetaristen deshalb unter Anachronismus-Verdacht, während MMT-Fans eher als hippe Neudenker gelten.

Als wäre das nicht ärgerlich genug für die Monetaristen, müssen sich viele von ihnen zugleich als „neoliberal“ titulieren lassen. Bei diesem Begriff schwingt zwar ebenfalls das Neue, Moderne mit – aber eben auch etwas Kaltes, Künstliches. Kein Wunder, dass es Kritikern gelungen ist, den „Neoliberalismus“ als theoretisches Fundament eines entfesselten Kapitalismus zu brandmarken.

Dabei gehören zu den Protagonisten dieser Denkschule die „Ordoliberalen“ um Walter Eucken. Sie plädierten für einen robusten politischen Rahmen, um Marktkräfte zu bändigen – und gehörten damit zu den Wegbereitern der Sozialen Marktwirtschaft.

Gespür für Sprache und subtile Botschaften

Der Bedeutungswandel des Begriffes „Neoliberalismus“ zeigt, dass es im wirtschaftswissenschaftlichen Wettstreit der Ideen um weit mehr geht als Fakten und Argumente: Es geht auch um einprägsame Begriffe, subtile Botschaften und überzeugende Narrative. Besonders wichtig ist es dabei, einen Rahmen für die Debatte abzustecken (neudeutsch: „framing“).

Ich vergleiche das gerne mit dem Fußball. Straßenkicker wissen: Wer das Spielfeld klug abgrenzt, erhöht die Chancen auf den Sieg. Gute Dribbler in der Truppe? Das spricht für ein kleines Feld. Ein schneller Stürmer im Team? Dann bitte bedenken, dass er Platz braucht, um seine Stärken auszuspielen.

Die Anziehungskraft des Begriffes „Modern Monetary Theorie“ ist für mich ein Paradebeispiel, wie wichtig und wirkungsvoll ein Rahmen auch in Debatten ist. Denn die MMT-Anhänger senden allein durch die Wortwahl eine deutliche Botschaft: Die herkömmliche Theorie ist veraltet. Damit grenzen sie den Raum für Debatten – das Spielfeld – klar ab; die Verteidigung des Monetarismus gehört nicht dazu.

Das illustriert eindrucksvoll: Wer überzeugen will, muss ein Gespür für Sprache im Allgemeinen und subtile Botschaften im Besonderen entwickeln. Gerade im Wettstreit mit Populisten und Fakten-Verweigerern kommt es darauf an, kluge Ideen klug zu verkaufen. Und bitte machen Sie sich nichts vor: Dass sich gute Argumente langfristig von allein durchsetzen, ist eine Illusion.

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