[vc_row][vc_column][vc_column_text]Soziologen haben sich bis vor kurzem am liebsten gegenseitig die Welt erklärt. Eine „zunehmende stilistische Unzugänglichkeit“ habe in den vergangenen Jahrzehnten zur „Abkopplung von einer breiten Leserschaft“ geführt, kritisierte Oliver Neun jüngst im „Spiegel“. Wortmächtige Vertreter der Zunft, die ein größeres Publikum erreichten, galten in der Szene demnach als „unwissenschaftlich“.

Erst jetzt, heißt es in dem Spiegel-Beitrag weiter, erlebe der Typus des medienaffinen und stilsicheren „Welterklärers“ ein Comeback – in Gestalt von Denkern wie Andreas Reckwitz oder Armin Nassehi. Wegen des Erklärungsbedarfs in unruhigen Zeiten könne die Soziologie „eine Gewinnerin der Krise“ sein, sagt Nassehi. Dafür müsse sie aber „eigensinnige Perspektiven“ liefern.

Soziologen vs. Verschwörungsmystiker: Wer dringt durch?

Das ist die Pflicht. Die Kür wäre, diese Perspektiven verständlich und spannend aufzubereiten. Daran hapert es allerdings trotz Hoffnungsträgern wie Reckwitz noch immer. Ich wünsche mir deshalb, dass „Welterklärer“ genauso intensiv über Sprache und Textstrukturen reflektieren wie über ihre Theorien.

Denn ich bin überzeugt, dass Soziologen (und Ökonomen!) dann endlich wieder Menschen außerhalb der Elfenbeintürme und der angrenzenden bürgerlichen Milieus erreichen können. Und wer weiß: Womöglich wären darunter einige von jenen, die sich auf der Suche nach Deutungen derzeit noch Populisten und Verschwörungsmystikern zuwenden.

 

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