FAZ-Feuilleton: Sprachgewalt oder Geschwurbel?
Die FAZ hat in dieser Woche eine Opernrezension veröffentlicht, die aus sprachlicher Sicht bemerkenswert ist. Der Text beginnt wie folgt: „Aufstiebender Graupel von Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotten und Saxophon gerbt uns das Ohr. Posaunen und Tuba grunzen ganz grässlich wie Behemoth und Leviathan. Da tobt eine letzte, unheilige Schlacht zwischen Himmel, Erde, Luft und Meer. […]
Texte brauchen ihren Schlaf. Lass sie am besten über Nacht liegen. (@SimoneMader auf Twitter)
Beim Lesen betonen wir Substantive und halten kurz inne, wie auf der Straße vor einem Stoppschild. Sätze mit vielen Substantiven sind wie eine lange Straße voller Stoppschilder. (Juliane Topka)
Miet-Hai? Auch eine Frage der Sprache
Die Kandidatur von Friedrich Merz für das Amt des CDU-Chefs hat erneut gezeigt, dass Deutschlands größter Privat-Vermieter Vonovia ein schweres Imageproblem hat. Als Aufsichtsratschef des Vonovia-Großaktionärs BlackRock sei Merz de facto mitverantwortlich für unsoziale Mieterhöhungen und rasant steigende Mieten, schallte es aus den sozialen Medien. Auf Twitter verstieg sich jemand sogar zu der Aussage, dass […]
Dax-Chefs: Die Meister der Schachtelsätze
Der renommierte Personalberater Heiner Thorborg hat Managern kürzlich die Leviten gelesen. Viele Vorstände verwendeten „eine Terminologie, die bestenfalls dazu dient, blasse Gedanken hinter wolkigem Geschwätz zu verbergen“. Seine Forderung: Entrümpeln Sie Ihre Sprache! Doch wer sollte sich besonders angesprochen fühlen? Aufschluss liefert der „Hohenheimer Verständlichkeits-Index“ (HIX), für den die Kommunikationswissenschaftler der dortigen Universität alljährlich die […]
Juristensprache: Wie ein „Leidsatz“ wieder zum Leitsatz wird
Den Nicht-Juristen sei erklärt: Wenn Gerichte Urteile fällen, verdichten sie die Kernaussage zu einem „Leitsatz“, der die Sache prägnant auf den Punkt bringt – soweit jedenfalls die Theorie. Die Praxis sieht allerdings bisweilen so aus: „Im weiteren Regressprozess gegen einen Rechtsanwalt, der im Vorprozess erfolglos Schadensersatzansprüche gegen die im Ausgangsverfahren mit der Prüfung und Einleitung […]
Zitat der Woche
„Noch immer verwenden viele CEOs Passiv-Formulierungen. Sie verschweigen ‚Ross und Reiter‘. Damit bleibt unklar, wer eigentlich handelt.“ (Prof. Frank Brettschneider über Reden von Top-Managern)
Der Fall Weidel: Eine kleine Argumentationshilfe für Wolfgang Schäuble
Ich hatte jüngst argumentiert, dass die klare, methapernreiche und verständliche Sprache eine der großen Stärken linker und rechter Populisten ist. Deshalb habe ich natürlich besonders genau hingeschaut, als AfD-Fraktionschefin Alice Weidel gestern plötzlich zu linguistischen Argumenten griff. Ihren Einspruch gegen den Ordnungsruf des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU), der ihr eine Diskriminierung von Frauen mit Kopftuch […]
Makler-Deutsch: Wohnungen, die Komplimente machen?
Dass immer mehr Häuser und Wohnung schlau sind („Smart Home“), habe ich inzwischen kapiert. Aber „charmant“?, wie es in Exposés von Immobilienmaklern bisweilen zu lesen ist? Heißt das, dass der digitalisierte Kühlschrank nicht nur automatisch Bier nachbestellt, sondern mir auch noch ein Kompliment macht, wenn ich mir abends in der Jogginghose ein Fläschchen hole? Natürlich […]
Koalitionsvertrag: So erklärt man Politik. Nicht.
Es ist also vollbracht: Die SPD-Mitglieder haben für die GroKo gestimmt. Ich persönlich finde das gut, weil wir eine stabile Regierung brauchen und weil Schwarz-Rot einige (wenn auch zu wenige) wichtige Reformen umsetzen wird. Dass sich Letzteres bislang nicht allzu weit herumgesprochen hat, liegt meines Erachtens auch am redaktionellen Versagen der neuen Partner: Sie haben […]